Startseite Surf BlogInterview Die surfende Flugbegleiterin – Daniela Mischon

Die surfende Flugbegleiterin – Daniela Mischon

von Soul-Surfers

Unter dem Tag: Surf – Life Balance, stellen wir euch in den nächsten Wochen Leute vor, die es schaffen aufgrund ihres Jobs besonders viel zu surfen.

Wir fangen an mit der Flugbegleiterin Daniela (Dani) Mischon. Da die meisten deutschen Surfer quasi auf das Flugzeug angewiesen sind, um die besten Wellen zu bekommen, ist es sicher eine gute Idee die Anfahrtszeit in Arbeitszeit umzuwandeln. Lest nun, was Dani uns über ihr Leben erzählt hat.

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Warst Du zuerst Flugbegleiterin oder Surferin?

Gute Frage. Ich glaube ich bin schon als Surferin auf die Welt gekommen. Ich war schon immer fasziniert von dem Meer und den Wellen. Schon als Kind war ich kaum vom Strand weg zu bekommen. Leider hatte ich nie Freunde, die meine Surfleidenschaft geteilt hätten und ich bin leider auch nicht am Meer groß geworden. So musste die Leidenschaft in mir schlummern, bis ich Flugbegleiterin wurde. Ich hatte zwar davor schon mal einen Surfkurs im schönen Kalifornien gemacht, bin dann aber durch Studium und Co nicht dran geblieben. Und ja, so muss ich wohl sagen, dass ich erst Flugbegleiterin werden musste um das Surfer-Gen in mir zu befreien. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass ich jetzt sogar ganz glücklich darüber bin, wie es gekommen ist. So sind mir wahrscheinlich einige Landlocked-Tage erspart geblieben, und ich werde durch die Flexibilität und natürlich auch durch die Möglichkeit, viel einfacher mal irgendwohin fliegen zu können, nur selten vom Liebeskummer nach den Wellen geplagt.

Wie wird man Flugbegleiterin? Was sind die Einstellungsvorasusetzungen?

Da ich inzwischen schon seit 3 Jahren fliege und sich im Bewerbungsprozess aber auch in den Einstellungsvoraussetzungen seit dem einiges getan hat, empfehle ich da am besten auf www.be-lufthansa.com vorbeizuschauen. Dort findet man alles Wissenswerte, was man zum Einstieg als Flugbegleiterin braucht.

Wie machst Du das mit Deinen Boards, kannst Du die immer einfach als Gepäck mitnehmen? Welche Beschränkungen gibt es für Dein Gepäck?
Sind die Möglichkeiten bei anderen Fluggesellschaften ähnlich?

Durch meinen Freund, der in Los Angeles lebt, habe ich dort inzwischen fast meinen Zweitwohnsitz, und dementsprechend auch meine Surfbretter bei ihm gelagert. Ich versuche meinen Dienstplan dann so zu gestalten, dass ich möglichst oft im Monat nach Kalifornien fliege. Falls ich doch mal eine andere Surfdestination in meinen Dienstplan gelegt bekomme, frage ich zuerst meine Vorgesetzten um Erlaubnis. Das ist auf meinen Flügen in deder Regel immer der diensthabende Kapitän und Purser. Habe ich das Okay von oben, wird die Bordbag so gepackt, dass ich nur damit reise und keinen zusätzlichen Koffer benötige. Es könnte mir natürlich auch passieren, dass der Kapitän es mir einmal verbietet. Dann habe ich schlicht und ergreifend einfach Pech gehabt. Das ist mir bisher aber zum Glück noch nicht passiert. Wie es bei anderen Fluggesellschaften aussieht, dazu kann ich leider nicht sagen.

Kannst Du beeinflussen auf welchen Flügen Du bist?

Ja! Und darum bin ich auch wirklich sehr dankbar. Wir Flugbegleiter haben bei Lufthansa ein so genanntes Request System. Dort können wir jeweils für den Folgemonat unseren Plan mitgestalten. Natürlich bekommt man auch mal andere Flüge als jene, die man im System vermerkt hatte. Aber dann gibt es immer noch die Möglichkeit den Flug zu tauschen. So gibt es zum Beispiel Kollegen die überhaupt gar nicht gerne nach Los Angeles fliegen. Viele kommen mit den 9 Stunden Zeitverschiebung nicht klar und finden dort oder zu Hause dann schlecht Schlaf. Falls ich also zum Beispiel einen Bangkok Flug im System habe und eine Kollegin oder einen Kollegen finde, der anstelle seines Los Angeles Fluges lieber nach Bangkok fliegen würde, können wir miteinander tauschen. So sind am Ende beide happy, und zudem gibt es uns Flugbegleiterinnen einen zusätzlichen Bonus an Flexibilität.

Könnte es theoretisch sein, dass Du ab nächster Woche nur noch Mallorca Flüge machen musst?

Zu allererst einmal: Auch auf Mallorca kann man zur richtigen Zeit am richtigen Ort surfbare Wellen finden! Aber ich verstehe deine Frage. Nein. Das kann zum Glück nicht passieren. Jeder Flugbegleiter, der bei Lufthansa in Vollzeit fliegt, fliegt drei Flugzeugmuster. Zwei der drei Muster sind Langstreckenflugzeuge. Ich zum Beispiel fliege den Airbus 380, den A340 und den A320. Der A380 und der A340 bedient dabei die Langstrecke, wobei der A320 auf der Kurzstrecke eingesetzt wird. So hat man eine schöne Mischung aus Kurz- und Langstrecke.

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Du bist ja über Deinen Job auch in Panama gesurft. Was war so besonders dort?

Genau. Ich hatte sogar einen besondere Rotation erwischt, bei der wir einen Tag länger als üblich vor Ort frei hatten. Das besondere war wohl eher meine schlechte Recherche. So habe ich mein Surfbrett um die halbe Welt geschleppt, weil ich bei Panama natürlich sofort an Bocas del Toro gedacht habe. So habe ich mich schon eine Weltklassewelle nach der nächsten surfen sehen. Als ich dann aber realisiert hatte, dass ich dafür nochmal eine Stunde fliegen müsste, ist das ziemlich schnell Geschichte gewesen. Da Panama City an der selben Küste wie Nicaragua oder Costa Rica liegt, war ich mir fast sicher, dass man auch in Panama City irgendwo etwas Surfbares findet. Meine Recherche ergab, dass es ca. 1,5 – 2 Stunden mit dem Auto entfernt einen schönen Spot geben soll, bei dem noch dazu der Forecast ziemlich gut aussah. Mit ein paar strandbegeisterten Kollegen im Schlepptau ging es also 2 Stunden im Auto nach Playa Malibu. Dort angekommen war außer uns, endlosem Sandstrand und ein paar winzigen Wellen leider auch weit und breit nichts. Der Spot lag nahe an einem Rivermouth und dort tummeln sich in Panama gerne mal Krokodile. Ich hatte im Vorfeld schon gelesen, dass auch an dem Spot so manche Wassergewächse ihr Unwesen im Meer treiben, vor denen man sich besser in Acht nehmen sollte. So war mir bei der Session doch etwas mulmig zumute. Das Wasser war zudem so trüb, dass ich noch nicht mal meine Füße im Meer baumeln sehen konnte als ich auf meinem Brett saß. Aber immerhin war das Wasser schön warm. Eine wirklich große Wellenausbeute hatte ich leider nicht. Allerdings habe ich an meinem Abflugtag einen Surfspot mitten in der Stadt voll mit Surfern entdeckt. Da war der Ärger natürlich groß, aber wer weiß. Vielleicht habe ich eines Tages nochmal Panama im Dienstplan.

Wo möchtest Du auf jeden Fall mal surfen? Und kommst Du da auch über Deinen Job hin?

Ich muss auf jeden Fall nochmal auf die Malediven. Seit meinem letzten Malediven Trip habe ich hart an meinen Surfskills gearbeitet und mir ein neues Board zugelegt. Das würde ich natürlich auch nochmal gerne an dem super leeren Spot mit der perfekten Welle testen. Und das Gefühl durch Glaswellen zu surfen, war schon letztes Jahr atemberaubend. Ansonsten steht für nächstes Jahr Nicaragua ganz weit oben auf meiner Liste. Aber auch Cornwall würde ich mir gerne mal anschauen. Auf die Malediven komme ich übrigens sogar mit Lufthansa.

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Auf wie viele Surf Tage im Jahr kommst Du durch Deinen Beruf?

Puh gute Frage. Momentan verbringe ich pro Monat mindestens 7 bis 10 Tage privat in Los Angeles. Dazu habe ich meistens 1-2 Los Angeles Flüge in meinem Dienstplan, bei denen ich jeweils auch an 3 Tagen ins Wasser komme. Meine Surftage pro Monat liegen also bei ca. 10-16. Somit komme ich pro Jahr auf 120-192 Surftage. On top habe ich noch 6 Wochen Urlaub, die ich natürlich auch immer im Wasser verbringe. Da kommt also schon einiges zusammen.

Kennst Du noch Kollegen von Dir die surfen? Wie verbreitet ist es unter Flugpersonal?

Ja es gibt außer mir tatsächlich auch noch ein paar andere surfbegeisterte Kollegen. Die meisten davon fliegen allerdings im Cockpit. Aber auch unter den Flugbegleitern habe ich schon die ein oder andere Surfbekanntschaft gemacht. Wir tauschen uns dann auch gerne untereinander zu den surftauglichen Layovern aus.

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Ist der Job etwas was man bis zur Rente machen kann? Oder siehst Du irgendwelche Hindernisse?

Es gibt auf jeden Fall Kollegen, die bis zur Rente fliegen. Machbar ist es also scheinbar auf jeden Fall. Allerdings ist jeder Körper unterschiedlich und jeder verkraftet den ständigen Jetlag und Schlagmangel anders.
Für mich ist es wichtig, dass ich mich körperlich fit halte und weitestgehend gesund ernähre. Wer schon einmal privat auf der Langstrecke unterwegs war, der weiß wie anstrengend so ein Flug sein kann. Deshalb ist es einfach wichtig, dass man auf sich achtet und seinem Körper die nötigen Ruhephasen gibt.

Ich habe gesehen dass der Werbefilm der Lufthansa mit Dir auch an Board läuft ? Hattest Du daraufhin schon Gespräche über das Surfen an Board? Wie sind die Reaktionen?

Ja und obwohl seit der Veröffentlichung des Clips ja inzwischen schon mehr als ein Jahr vergangen ist, bin ich immer noch stolz darauf. Hin und wieder entdecken mich Passagiere im Inflight Entertainment und sind meistens erstmal sprachlos, wenn sie mich dann als reale Person durch den Flieger huschen sehen. Gerade auf Flügen nach Los Angeles, weise ich die Gäste zur Einstimmung auf Kalifornien auch gerne auf den Clip hin. Das Feedback darauf ist meist durchweg positiv. Ich habe darüber auch in der Tat schon andere Surfer kennen gelernt. Gerade vor kurzem erst einen Mann, der in Cornwall lebt und mir von den leeren Lineups im Winter und den zu vollen und wellenfreien Tagen im Sommer erzählt hat.

Welche Tools, Apps oder Webseiten nutzt Du um Deine Surfzeit im Zielland am besten zu nutzen?

Meistens checke ich den Wellenforecast schon vor Abflug über Surfline oder Magic Seaweed. In New York zum Beispiel habe ich einen guten Kumpel der das dort für mich übernimmt und in Los Angeles weiß mein Freund schon immer wo es die besten Wellen an dem jeweiligen Tag gibt.
Schaut doch mal auf Danis Blog vorbei flyingsurf.de.

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